Bahnverwalterei Schönheide

 

- sächsischer Länderbahn-Personenwagen der 3. Klasse -

Personenwagen 970 369

 

 

 

Betriebsnummer : 970-369

 

Baujahr : 1913

Hersteller : Waggon- und Maschinenfabrik Bautzen

 

Gattung : KC 4 Länderbahnbauart

Gattung 720

(Nachfolger  zur Gattung 711)

 

K. Sächs. Sts. E. B.  : 649 K

Betriebsnummer DRG  : 366

Betriebsnummer DRG 1: 7.0366

Betriebsnummer DRG 2 : 970-318

 

Länge über Puffer : 13580 mm

 

Breite (Wagenkasten) : 2220 mm

Gewicht : 11,4 t

Anzahl der Sitzplätze : 34+8

 

Kupplung :  halbautomatische Mittelpufferkupplung System Scharfenberg

 

Bremse  : Saugluftbremse Bauart Körting (Köbr)

Heizung : Ofenheizung (Ohz) und Dampfheizung (Nuhz)

 

Beleuchtung : elektrisch 85 V

 

Den großfenstrige Personenwagen der Länderbahnbauart stellten die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen 1913 mit der Nummer 469 K in Dienst. Er gehört zu einer Lieferserie von 54 3. Klasse-Wagen der Gattung 720 aus den Baujahren 1912/13. Die Fahrzeuge der Gattung 720 gleichen der Gattung 711, nur der Wagenkasten wurde zu Gunsten längerer Endbühnen geringfügig kürzer und breiter. Der Wagenrahmen aus genieteten Stahlprofilen wird an den Längsträgern durch ein ebenes Sprengwerk unterstützt und liegt mit einem Drehzapfenabstand von 8100 mm auf 2 zweiachsigen, achsgefederten Drehgestellen auf. Die Längsträger reichen nur noch bis an das Ende des Wagenkastens, für die offenen Endbühnen des Durchgangswagens wurden schräg angeschuhte Hilfsträger angebaut. Wie zu dieser Zeit üblich erhielten die Wagen als Zug- und Stoßvorrichtung Trichterkupplungen an einer längs durch den Rahmen laufenden, durchgehenden Zugstange. Der Wagenkasten besteht aus einem hölzernen Fachwerk, wobei Wände, Boden und die hochgewölbte Decke beidseitig mit Holz verschalt sind. Für die Hohlräume des Bodens wurde Holzwolle als Dämm-Material verwendet. An den Stirnseiten des Wagens befinden sich bis auf halbe Höhe blechverkleidete Endbühnen mit verlängerten Trittbrettern als Aufstiege. Die Sicherung der Ein- und Ausstiege erfolgt über umlegbare Eisenstangen (Scheren). Der Zugang zum Wagenkasten erfolgt über eine Schiebetür in den Stirnseiten. Der Abort ist zusammen mit einem Vorraum, abgeteilt durch zwei Scheidewände mit verdeckt laufenden Schiebetüren, zwischen den beiden Fahrgasträumen der 3. Klasse angeordnet. Der Abort selbst ist über eine Drehtür vom Vorraum aus erreichbar. In jeder Längswand sind entsprechend der Raumaufteilung sechs große und ein schmales Fenster eingelassen. Die Scheiben, der an den oberen Ecken abgerundeten Fenster, stecken in schmalen Messing- oder Aluminiumrahmen, die in einem hölzernen Rahmen etwa 250 mm herablaßbar sind. Zur leichteren Betätigung hängen die Fenster an zwei Seilrollen mit Federmechanismus. Die 34 Sitzplätze der 3. Klasse sind als Holzbänke mit Rückenlehne ausgeführt. Die Sitzplätze sind quer zur Fahrtrichtung. An den mittleren Doppelbänken kann zum Gang hin jeweils ein Notsitz hochgeklappt werden. Alle Wagen der Gattung 720 wurden mit Heberleinbremse und einer zusätzliche Handspindelbremse ausgeliefert. Im Lieferzustand verfügten die Wagen dieser Gattung weiterhin über Ofenheizung, Deckenlüfter und Gepäcknetze   über   den Sitzen.   Bis  1960   wurde  die  Dampfheizung   und  die  elektrische Beleuchtung ergänzt, die Kupplung auf das System Scharfenberg umgebaut und die Bremsanlage für den Saugluftbetrieb umgerüstet. Im Rahmen des 1950 von der DR eingeführten Nummernplanes erhielt der Wagen 1958 seine jetzige Wagennummer und Beschriftungsform. Der Wagen kam auf verschiedenen sächsischen Schmalspurbahnen zum Einsatz, bei seiner Ausmusterung 1974 war er in Thum beheimatet. Seitdem war er, in Perleberg und Radebeul abgestellt, als Reservewagen für die Traditionsbahn Radebeul zur Aufarbeitung vorgesehen. An 22.04.1994 kaufte der Verein dieses Fahrzeug und konnte ihn Anfang September 1994 zur Museumsbahn in Schönheide überführen. Der desolate Zustand des denkmalgeschützten Wagens erforderte eine komplette Aufarbeitung. Der Wagenkasten mußte dazu vom Rahmen getrennt werden. Mit den Arbeiten am Fahrgestell konnte 1997 begonnen werden, nach einer vollständigen Demontage wurden der Rahmen, die Drehgestelle und die sonstigen Stahlteile sandgestrahlt und mit Rostschutz grundiert. Beim Aufbau des Wagenkastens dient der alte, im Grundgerüst nicht mehr verwendbare Kasten zur Abnahme der Maße und als Teilspender. Parallel dazu wurden An- und Einbauteile wie Bremsanlage oder Sitzgestühl aufgearbeitet und soweit nötig neu angefertigt. Als holzbeplankter Länderbahnwagen bereichert er seit 16.10.2001 den Museumszug. Regelmäßige Wartungsarbeiten erhalten uns einmal aufgearbeitete Fahrzeuge. Als reiner Holzwagenkasten sind die Witterungseinflüsse an diesem Wagen besonders deutlich zu spüren und sehen. Im Sommer 2007 erhielt die äußere Holzverkleidung neue Farbe und Beschriftung.

 

Zum Fristablauf im Oktober 2009 liefen auf der Museumsbahn die letzten Arbeiten zur HU der 99 582. Im Anschluß wartete auch schon die V10c 199 051 auf ihre Aufarbeitung. Parallel zu den Arbeiten an der V10c begann im Januar 2010 die Aufarbeitung der Drehgestelle. Im August zog der Wagen zu weiteren Arbeiten in den Lokschuppen ein. Hier zeigte sich, daß die hölzerne Außenhaut noch stärker angegriffen war als vorher angenommen. Sie mußte großflächig und daher sehr kostenintensiv erneuert werden. Der folgende, zeitige und lange Winter verhinderte eine Fertigstellung des Wagens zum Bahnhofsfest im Festjahr 2011. Da dies frühzeitig erkennbar war, wurde noch im Winter entschieden eine Wiederinbetriebnahme zum Bürstenfest anzupeilen. Am 30.08.2011 fand der Abschluß der Hauptuntersuchung mit Probefahrt durch den zuständigen wagentechnischen Sachverständigen statt.

 

 

 

 

 

 

 

Aufarbeitungen /  Hauptuntersuchungen bei der Museumsbahn

 

Tag der Erstzulassung:  16.10.2001

2. Zulassung nach HU:   30.08.2011

 

 

 

 

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