Bahnverwalterei Schönheide
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sächsischer Länderbahn-Personenwagen mit Traglastenabteil -
Personenwagen 970 - 498
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Betriebsnummer : 970-498 Baujahr : 1914 Hersteller : Waggon- und Maschinenfabrik Bautzen Gattung : KB 4tr Länderbahnbauart (Gattung 729) K. Sächs. Sts. E. B.
: 578K Betriebsnummer DRG
: 1145 Betriebsnummer DRG 1: 7.1145 Betriebsnummer DRG 2 : 970-498 Länge über Puffer : 12800 mm Breite (Wagenkasten) : 2400 mm Gewicht : 11,4 t Anzahl der Sitzplätze : 39 Kupplung : Halbautomatische Mittelpufferkupplung
System Scharfenberg Bremse :
Saugluftbremse Bauart Körting (Köbr) Heizung : Dampfheizung (Nuhz) Beleuchtung : elektrisch 85 V |
Der Personenwagen mit
Traglastenabteil der Gattung 729 wurde 1914 von den Königlich Sächsischen
Staatseisenbahnen mit der Nummer 578 K in Dienst gestellt. Der Wagenrahmen
aus genieteten Stahlprofilen wird an den Längsträgern durch ein Sprengwerk
unterstützt und liegt mit einem Drehzapfenabstand von 7500 mm auf 2
zweiachsigen, achsgefederten Drehgestellen auf. Für die offenen Endbühnen des
Durchgangswagens wurden. schräg angeschuhte Hilfsträger angebaut. Wie zu
dieser Zeit üblich erhielten die Wagen als Zug- und Stoßvorrichtung
Trichterkupplungen an einer längs durch den Rahmen laufenden, durchgehenden
Zugstange. Alle Wagen der Gattung 729 waren mit Heberleinbremse und einer
zusätzliche Handspindelbremse ausgerüstet. Der Wagenkasten besteht aus einem
hölzernen Fachwerk, wobei Wände, Boden und die hochgewölbte Decke beidseitig
verschalt sind. Für die Hohlräume des Bodens wurde Holzwolle als Dämmaterial
verwendet. An den Stirnseiten des Wagen befinden sich bis auf halbe Höhe
blechverkleidete Endbühnen mit verlängerten Trittbrettern als Aufstiege. Die
Sicherung der Ein- und Ausstiege erfolgt über umlegbare Eisenstangen
(Scheren). Der Zugang zum Wagenkasten erfolgt über eine Schiebetür in den
Stirnseiten. Je sieben schmale, herablaßbare Holzrahmenfenster sind mit
teilweise unterschiedlichen Abständen in den Längswänden eingelassen. Die
Sitzplätze wurden als Holzbänke mit Rückenlehne ausgeführt. Zehn Sitzplätze
gibt es auf den Längsbänken im Traglastenabteil, die restlichen Plätze sind
auf die symmetrisch zum Mittelgang angeordneten Querbänke verteilt. Der Abort
zwischen den beiden Sitzgruppen bildete die einzige Unterteilung des Raumes.
Im Lieferzustand verfügten die Wagen dieser Gattung weiterhin über
Gasbeleuchtung, Deckenlüfter und durchgehende, hölzerne Gepäckablagen
oberhalb der Fenster. An Stelle von zwei Querbänken konnten zwei Öfen
aufgestellt werden, aber schon nach wenigen Jahren blieben die Öfen fest
eingebaut. Im Rahmen einer Modernisierung wurde bis 1960 die Dampfheizung
(Niederdruckumlaufheizung) und die elektrische Beleuchtung ergänzt, die
Kupplung auf das System Scharfenberg umgebaut und die Bremsanlage für den
Saugluftbetrieb umgerüstet. Die Außenhaut der Wände erhielt eine
Blechverkleidung, im Innenraum wurde die Holzverschalung an Decke und Wänden
durch Hartfaserplatten ersetzt. Die Anzahl der Querbänke wurde zugunsten von
mehr Beinfreiheit verringert. Weiterhin wurden die Holzsitze gegen
Flachpolstersitze an Holzrahmen getauscht. Die alten Gepäckablagen
wurden durch Gepäcknetze an den
Stirnseiten, die Messinglampen durch einfachere, eckige
Aluminiumlampen und die in den Raum ragenden Lüfter durch flache Lüfter mit
Stellhebel ersetzt. Im Rahmen des 1950 von der DR eingeführten Nummernplanes
erhielt der Wagen 1958 seine jetzige Wagennummer und Beschriftungsform. Bis
1951 war der Wagen in Grünstädtel beheimatet und wurde danach in Cranzahl und
Freital-Hainsberg genutzt. Nach seiner Ausmusterung 1972 verkaufte man ihn
1974 an die Pioniereisenbahn Karl-Marx-Stadt, wo er im Innenraum völlig
entkernt als Club- und Schulungsraum diente. Vom Nachfolger der Parkeisenbahn
Chemnitz konnte der Verein den Wagen am 13.04.1994 erwerben und setzte ihn am
25.01.1996 (Bild oben) nach Schönheide um. Wegen des ständigem Platzmangel
auf den Gleisen steht der Wagen seit 2004 auf einem Hilfsgleis neben Museum
und wird als derzeit Lagerraum genutzt. Der Verein strebt langfristig die
Aufarbeitung eines weiteren Traglastenwagens an. Mit seinem Fahrgestell bietet
der Wagen dazu eine mögliche Grundlage. Der desolate Zustand des Wagenkastens lässt eine kurzfristige
Aufarbeitung allerdings nicht zu. |
25.01.1996
18.07.2004